Liebe Leserinnen und Leser,
ich stelle mir vor, wie der Mensch, dem die Füße auf dem Foto gehören, den Anblick der Gänseblümchen, die Weichheit der Wiese unter den nackten Fußsohlen, den Augenblick und ein Gefühl von Leichtigkeit genießt.
Und während ich das Foto betrachte, kommt mir ein Vers aus einem meiner Lieblingspsalmen in den Sinn: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ – Ein wundervoller Satz aus Psalm 31. Wenn ich diese Worte spreche, spüre ich sofort, wie sie in mir wirken und Raum schaffen, mich aufatmen lassen und mir Zuversicht schenken.
Jetzt im Sommer ist für viele von uns die Zeit, die Enge des Alltags endlich einmal zu verlassen, mal wieder im Café zu sitzen und den vorbeiziehenden Menschen zuzusehen, die Seele baumeln zu lassen, in den weiten Himmel zu schauen, vielleicht auch mal wieder den Sternenhimmel und die Weite einer Landschaft zu genießen. Manche nutzen die Ferien, um Kunst und Kultur zu genießen oder sogar selbst wieder kreativ werden zu können und Neues auszuprobieren.
Für uns Menschen sind solche „Gänseblümchenmomente“, die unserer Seele Raum schaffen, wichtig. Es sind Momente,in denen wir den weiten Raum um uns her, aber auch die Weite in unserem Inneren neu entdecken können. Es ist gut, wenn wir uns dafür immer wieder einmal Zeit nehmen, denn wir brauchen diese Erfahrungen wie die Luft zum Atmen, auch und gerade in bedrängten Zeiten.
Der Psalm 31 ist vor über 2500 Jahren entstanden, in einer unruhigen, kriegerischen Zeit. Er ist das Klage- und Dankgebet eines Menschen, dessen Welt ins Wanken geraten ist. Es ist also nicht die naive Weltsicht eines Glückspilzes, der in seinem bisherigen Leben nur Freude und Leichtigkeit kannte. Ganz im Gegenteil!
Dieser Mensch war zutiefst verunsichert, seine Ängste und Sorgen drohten ihn zu erdrücken. Verzweifelt und voller Sehnsucht nach Geborgenheit suchte er Halt bei Gott und sein Vertrauen wurde zu einem haltenden Anker. Das Gefühl von Angst und Verlorensein verwandelte sich allmählich in eine Weite voller Hoffnung und Zuversicht, dass es immer Möglichkeiten und Wege gibt, das Leben zu gestalten.
Ich wünsche Ihnen, auch im Namen des gesamten Pastoralteams, behütete und gesegnete Wege durch die Sommerzeit.
Nehmen Sie sich Zeit zum Genießen und Entdecken weiter Räume – in Gottes guter Schöpfung, in Kunst und Kultur, aber auch in der Innerlichkeit des Herzens und Ihrer Gedanken.
Ihre Susanne Gerhards, Gemeindereferentin
Fotos: S. Gerhards