„Drenk doch ene met“…

Kategorie(n): alle Gemeinden, Allgemein

…ist ein für mich grandioses Lied der Mundartgruppe Bläck Fööss aus Köln, was seit der Veröffentlichung 1971 nichts an gesellschaftlicher Relevanz verloren hat. Vordergründig hat vielleicht für Sie als LeserInnen dieser Zeilen, das oben genannte Stück nichts in einem Pfarrbrief geschweige denn im Leitartikel verloren.
Mich rüttelt es aber mit seiner Message, die frontal unser gesellschaftliches Miteinander – wenn auch nur in Teilen – beschreibt, auf. Nicht ich und unser so fein säuberlich sortiertes Umfeld werden hier in den Blick genommen, sondern gerade die, deren Blicken wir uns viel zu häufig entziehen… die, die man bewusst übersieht oder mit denen man nichts zu tun haben will.

Den Ausgegrenzten, Alten, Schwachen und Kranken, auf jeden Fall allen, die im Abseits stehen, wird mit einfachsten Mitteln – wenn auch nur temporär – wieder eine Würde, ein Ansehen verliehen. Sie nehmen wieder teil am Miteinander.

Die dritte Strophe bringt es für mich auf den Punkt:

„Mancher sitz vielleich allein zu Hus,
dä su jän ens widder laache dät.
Janz heimlich do waat hä nur dodrop,
dat einer zo im sät
Drink doch eine met, stell dich nit esu ahn.
Du steihs he de janze Zick eröm.
Häs de och kei Jeld, dat es janz ejal,
drink doch met un kümmer dich nit dröm.“

Mit dieser Strophe möchte ich den Blick in unsere Gemeinden lenken, wo natürlich schon seit Langem gute Angebote existent sind, die sich um Alleinstehende oder alte Menschen kümmern. Aber diese müssen dann zu uns kommen.
Es gibt viel zu viele Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Mut, keine Kraft haben oder gar aus Scham ihr Umfeld, ja auch unsere Kirchengemeinden meiden. Hilfsbedürftigkeit hat viele Facetten und gilt leider immer noch als ein Zeichen von Schwäche.

Hier in diesem Text dreht es sich nicht um einen weiteren Aufruf, Almosen zu verteilen, sondern um Wahrnehmung und Ansehen, die jeder von uns in seinem Umfeld diesen Menschen zuteilwerden lassen kann. In Gesprächen, bei Besuchen, beim Zuhören und im Austausch ergeben sich Freiräume, die den Besuchten froh, ja glücklich stimmen können. Das erlebe ich immer wieder, wenn ich unterwegs bin.

Es braucht Zeit für die vielen kleinen beschriebenen unverzichtbaren Dinge, mit denen Menschen wieder dazu gehören können, wie in diesem Lied beschrieben.

Vielleicht sind Sie genau die- oder derjenige, die/der ein wenig ihrer/seiner kostbaren Zeit investieren und sich einen kleinen Ruck geben kann, damit mehr Menschen um uns ein wenig glücklicher sein können.

Vielleicht lebt jemand genau bei Ihnen nebenan, der Ihre Zeit braucht. Aufbruch und Veränderung fängt mit uns allen an. Mit Gottes Hilfe kann es gelingen. Nicht nur in der Karnevalszeit.

Ihr Diakon Arnold Hecker

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