Kirche – Christsein – Karneval

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In seinem Bild „Der Streit zwischen Karneval und Fasten“ lässt der flämische Maler Peter Bruegel der Ältere 1559 den Karneval und die Fastenzeit wie zwei Turnierkämpfer aufeinander losstürmen. Als zwei Gegensätze, die sich nicht vertragen, werden Karneval und Fasten oft empfunden.

Doch dieses Empfinden irrt. Und das ist nicht erst so, seitdem der Diakon Willibert Pauels uns solches als „Ne Bergische Jung“ in seinen Auftritten lehrte, oder wir als Rheinländer es schon immer glaubten zu wissen. Denn schon im alttestamentlichen Buch Kohelet (3,1.4) aus dem dritten Jahrhundert vor Christus heißt es: „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: … eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz.“ Und auch von Jesus selbst wird uns beides überliefert: Am Anfang seines Auftretens steht sein vierzigtägiges Fasten, wenig später unterstreicht er als Gast auf der Hochzeit von Kana in seinem Wunder das biblische Symbol des Weines für Fest und Lebensfreude und verweist somit zeichenhaft auf die endzeitliche Freude. Daher verbindet nicht ein Gegeneinander, sondern ein Miteinander Karneval und Fastenzeit. Dies ergibt sich nicht nur aus der zeitlichen Abfolge, sondern vor allem aus der Sicht des Festes, welches am Ende der Fastenzeit steht: Ostern – das Fest des Lebens.

Christliche Freude und Humor gründen in der Hoffnung, die mit Ostern in die Welt gekommen ist. In welchem kölschen Lied wird schöner die Gemeinschaft von Lebenden und Toten besungen als im Lied „Alle Jläser huh“ der Kölner Musikgruppe Kasalla mit „Kumm, mer drinke och met dene, die im Himmel sin …“? Wo wird besser der Glaube an ein Weiterleben dokumentiert als im Lied der Bläck Föös „Es gibt ein Leben nach dem Tod“? Ob man dann – vielleicht in einer rheinischen Abteilung – so Karneval feiert, wie es Karl Berbuer im „Un et Arnöldche fleut“ oder Marie Luise Nikuta im „Wenn de Engelcher ens Fastelovend fiere“ ausdrückten, mag jedoch dahingestellt sein.

… Sind Karneval und Fasten aus christlicher Sicht doch zwei Seiten derselben Medaille, so gilt für beide: Im wohlverstandenen rechten Maß liegt auch hier für jede Seite das jeweils Richtige.

In diesem Sinne: Viel Spaß am und im Fasteleer und dreimol van Hätze Alaaf!
Harald Goder

Karneval

Die Anfänge des Karnevals liegen vor 5.000 Jahren in Mesopotamien. Schon damals gab es die Idee, dass in diesen Tagen alle gleich sind – Arbeiter und Herrscher standen für kurze Zeit auf einer Stufe – dieses Prinzip ist bis heute Teil des Karnevals. Auch Kritik an der weltlichen und kirchlichen Obrigkeit war geduldet. „Karneval“ kommt vom Lateinischen „carne vale“, d.h. „Fleisch, lebe wohl“. Die älteste bekannte literarische Erwähnung der „fasnaht“ findet sich in Wolfram von Eschenbachs „Parzival“, seit dem 17. Jahrhundert ist „Karneval“ bezeugt.