Das Hungertuch – näher betrachtet

Kategorie(n): Allgemein

Das Hungertuch der MISEREOR-Fastenaktion 2017 wurde von dem afrikanischen Künstler Chidi Kwubiri gestaltet und steht unter dem Motto: Ich bin, weil du bist. Chidi Kwubiri wurde in Nigeria während des Biafra-Krieges geboren und hat später an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert. Seine Erfahrungen mit Krieg, Hunger und Flucht haben ihn und seine Kunst geprägt.

Ich bin, weil du bist. ist ein afrikanisches Sprichwort. In einer Zeit, in der sich jeder als Individuum versteht, erinnert dieses Sprichwort daran, dass wir nicht nur aus uns selbst sondern auch durch und mit anderen leben. So zeigt das Hungertuch zwei Menschen, die sich gegenüberstehen, sich ansehen und sich wahrnehmen. Jeder hat seine Hände auf die Schultern des anderen gelegt, so dass eine Verbindung entsteht. Wichtig ist dem Künstler, dass die beiden Menschen sich auf Augenhöhe begegnen, keiner steht über dem anderen, keiner ist mehr wert.

In einer Zeit, in der so viele Flüchtlinge in unser Land kommen, soll uns das Hungertuch daran erinnern, dass es wichtig ist, dem anderen auf Augenhöhe zu begegnen und offen zu bleiben, denn auch wir können von unserem Gegenüber lernen. Unser Gegenüber, das sind nicht nur Flüchtlinge sondern alle Menschen, die uns im Alltag begegnen. Chidi Kwubiri vergleicht dieses Miteinander mit den großen Flüssen seiner Heimat, Niger und Benue, die in Nigeria zusammenfließen. Sie stammen aus unterschiedlichen Quellen und prägen sich gegenseitig, wenn sie zu einem Fluss werden.

Ich bin, weil du bist. meint auch unsere Beziehung zu Gott. Wir sind, weil Gott uns erschaffen hat, und dadurch sind wir vor ihm alle gleich. Gott erhebt sich nicht über uns, sondern begegnet uns in Jesus auf Augenhöhe. Die MISEREOR-Hungertücher sollen immer ein Zeichen der Solidarität mit den Benachteiligten und Ausgegrenzten sein sowie eine Aufforderung, unser Leben zu hinterfragen.

Ute Kreutzer

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