Ein weihnachtlicher Gedanke

Kategorie(n): St. Rochus (Innenstadt)

Gott nimmt uns unsere Dunkelheiten nicht. Es bleiben Krankheit und Tod, Angst und Einsamkeit, Missverständnisse und Verletzungen. Das ist menschlich. Die Begrenzungen unseres menschlichen Lebens, die wir jeden Tag erfahren, stehen in Spannung zu unserer Sehnsucht nach Unbegrenztheit und einem glücklichen und erfüllten Leben. Doch gerade unsere Begrenzung und unsere Gebrochenheit sind Kennzeichen unseres Mensch-Seins. Diese Grenzen und Begrenzungen, diese unsere Gebrochenheit und auch das Dunkel unseres Lebens kann uns niemand nehmen. Unser Gott, dessen Menschwerdung wir an Weihnachten feiern, hat uns das auch nie versprochen. Ja, er wird die Tränen abwischen – aber wir haben geweint. Er führt uns durch den Tod zum ewigen Leben – aber er kann den Tod nicht wegnehmen. Er nimmt uns unser Dunkel nicht – aber er selbst kommt als Licht in unsere Dunkelheit. Das ist für mich die radikale Botschaft des Weihnachtsfestes: Unser Gott kommt aus seiner Unbegrenztheit in die Begrenzung unseres menschlichen Lebens hinein, damit wir sie besser aushalten und leben können. Er weint und leidet, er hat Angst und wird verraten, er ist einsam und unverstanden. Er wird Kind in einer armseligen Krippe im Stall – und er stirbt einen qualvollen Tod am Kreuz. Er kann uns unser Dunkel nicht nehmen – aber in seiner Liebe zeigt er sich abgrundtief solidarisch mit uns Menschen. Dieser Gott macht sich schwach und klein – in einem Kind in der Krippe, im Gekreuzigten auf Golgota.

Das ist das Licht, das in unsere Dunkelheit kommt – nicht, um sie wegzunehmen, sondern um sie zu erhellen. Ein Wort unseres verstorbenen Bischofs Dr. Klaus Hemmerle bringt für mich das Geheimnis der Weihnacht wunderbar zum Ausdruck:

Sein großes Licht

 

Jesus hat uns sein großes Licht nicht angezündet

in auffälligen Wundern und Machttaten,

sondern in der Demut und Kleinheit seiner armen Menschwerdung

und seines ohnmächtigen Sterbens.

Er hat ganz einfach unser Leben geteilt aus Liebe

und so das einzige Licht, das wahrhaft hell macht,

uns geschenkt: Gottes Liebe…

Der Weg der Erlösung, der Weg auf dem er uns

das große und bleibende Licht anzündet,

ist der kleine Weg; seine Marksteine heißen

Krippe und Kreuz

 

(Klaus Hemmerle „Zur Krippe durch die Hintertür“, Verlag Neue Stadt)

Möge Weihnachten Ihnen Hoffnung sein, die fest und sicher der Dunkelheit Ihrer Nächte standhält. Möge Weihnachten Ihnen Musik sein, die fröhlich widerhallt im Alltag Ihres Lebens. Und wenn Ihr Leben über steinige und schmerzhafte Wege führt, möge das Christkind zärtlich und treu Sie begleiten.

Mit diesen Worten wünsche ich allen Gemeindemitgliedern, allen, die sich mit unserer Rochus-Gemeinde verbunden fühlen, allen, die sich das Jahr über in und für unsere Gemeinde eingebracht und engagiert haben, aber auch und vor allem allen Kranken und Alten, hier besonders den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altenzentrums St. Hildegard, ein trostvolles, ein erfüllendes, ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Ihr Pfr. Konny Keutmann