Ein lichtes Wort für den dunklen November

Kategorie(n): St. Rochus (Innenstadt)

Von Michelangelo ist ein Gespräch mit seiner Gräfin bekannt, in dem er sagte: Ich bin 86 Jahre alt und hoffe, bald von Gott heimgerufen zu werden. Die Gräfin fragte: Sind Sie lebensmüde? Darauf der Künstler: Nein, lebenshungrig.

Im zweiten Korintherbrief ist es so formuliert: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes Haus im Himmel. Von Gott kommen wir, und zu Gott gehen wir. Er ist unser aller Ziel. Einer ist deshalb dem anderen Weggefährte und Begleiter zum ewigen Leben. Der wichtigste Begleiter auf diesem Weg ist Jesus Christus. Vielleicht ertragen sie Ihr Älterwerden besser, wenn Sie es nicht als Abstieg, sondern als einen Aufstieg zu Gott verstehen! Vielleicht gewinnen Sie von diesem Ausblick auf eine Zukunft bei Gott Kraft, auch für das Heute und Morgen! Die französische Altenbewegung hat sich den Namen Vie Montante – Aufsteigendes Leben – gegeben. Die französischen Katholiken deuten wohl mit dem Wort Vie Montante etwas von dem Weg durch dieses Leben an, der nicht mit dem Tod endet, sondern in ein ewiges, neues, nie endendes, glückliches Leben weiterführt. Die Benennung Vie Montante lässt etwas erahnen von dem, was sich beim Heimgehen in die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott vollzieht.

Vie Montante ist auch als eine Verpflichtung für uns zu verstehen: Aufsteigendes Leben geschieht auch da, wo Menschen andere auf dem Weg zum ewigen Leben begleiten, ihnen helfen und mitgehen. Romano Guardini drückt ähnliches mit seinen Worten aus, mit denen er die Gastfreundschaft zwischen Menschen beschreibt: Das ist aller Gastfreundschaft tiefster Sinn, dass einer dem anderen Rast gebe auf dem Weg zum ewigen Zuhause.

Ihr Pfr. K. Keutmann