Gottesdienst – Höhepunkt und Quelle?

Kategorie(n): alle Gemeinden, Allgemein
Nightfever
Bildquelle: www.aachen.nightfever.org

Einige Jugendliche aus der Firmvorbereitung hatte ich begleitet zu Nightfever, einer besonderen Hl. Messe, die einmal im Monat in St. Foillan Aachen sehr klassisch, aber mit Jugendgemäßer Musik gefeiert wird. Im Anschluss ist immer Zeit zu eucharistischer Anbetung (mit musikalischer Begleitung) und zu einem seelsorglichen (Beicht-)Gespräch mit einem der anwesenden Priester.

Vor der Kirche werden Opferlichter an die Passanten verteilt mit der Einladung, sie vor dem Allerheiligsten auf die Stufen zu stellen. Ich war gespannt, wie dieses alternative und doch traditionell-klassische Gottesdienst-Angebot auf die Jugendlichen wirken würde.

Was hat dich besonders beeindruckt? Was hat dir gefallen?, war meine Frage am Schluss an die Firmanden. Eine Antwort hat mir sehr zu denken gegeben: Die persönliche Ansprache. Wenn einem Jugendlichen die persönliche Ansprache besonders auffällt, scheint sie ihm bei normalen Gottesdiensten kaum vorzukommen. Sollen unsere Gottesdienste persönlich ansprechend sein?

Das II. Vatikanische Konzil hat in den 60ern formuliert:

Die Liturgie ist der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt. … Die Seelsorger sollen bei liturgischen Handlungen darüber wachen, dass … die Gläubigen bewusst, tätig und mit geist-lichem Gewinn daran teilnehmen.“ (SC 10-11)

Letzterer Satz lohnt, noch mal und langsam und ganz bewusst gelesen zu werden! Bisher lässt sich unsere Gottesdienstkalenderplanung vom Gießkannen-Prinzip beherrschen, wo und wann wir feiern: Die personellen Möglichkeiten werden über alle Ortsgemeinden ausgegossen, und jede Ortsgemeinde achtet darauf, nicht zu kurz zu kommen und bloß nicht übervorteilt zu werden gegenüber den anderen.

Noch viel zu wenig im Blick ist die Frage: wie und mit wem feiern wir? In welcher Ortsgemeinde bzw. in welcher Kirche wird eine besondere Zielgruppe angesprochen? An welchem Ort versammeln sich Menschen zu alternativen Feiern von Gottesdiensten, z.B. der gemeinsamen Betrachtung von Bibelstellen und dem Bibel-Teilen? Wo und wann ist regelmäßig ein Gottesdienst für Familien mit jüngeren oder mit älteren Kindern? Besonders deutlich wird mir das Spannungsspektrum bei der Frage: wie und was soll am Sonntagabend in unserer Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt gefeiert werden, in der sich derzeit Wort-Gottes-Feiern und Messen abwechseln.

Frustriert sind diejenigen, die gerne noch eine Hl. Messe gehabt hätten, aber nur eine Wort-Gottes-Feier geboten bekommen. Frustriert sind auch diejenigen, die sich als Wort-Gottes-Feier-Leiter/in etwas Besonderes ausgedacht haben und diejenigen nicht bewegt bekommen, die in der letzten Bank sitzen bleiben. Dabei haben beide Vorstellungen ihre Berechtigung – und brauchen daher ihre Zeit und ihren Ort! Bei dieser Frage zeigt sich mir: Wir müssen noch viel katholischer werden im Sinne von umfassender und dem Ganzen entsprechender (was das griechische Wort ursprünglich bedeutet). Zur Frage des Sonntagabendgottesdienstes arbeiten wir daran.

Wenn wir als Kirche und Christen beim Gottesdienst-Feiern die Menschen aus dem Blick verlieren, dann verlieren wir sie wirklich und bleiben hinter dem An-Spruch zurück, dass Gott jeder und jedem etwas zu sagen hat – in welcher Form auch immer …

Pastor Josef Wolff